31.12.07

ewig währt am längsten

dass die WHO eine gesamtstilldauer von mindestens 2 jahren empfiehlt, ist euch sicherlich bekannt und spricht sich auch sonst so langsam rum.

dass die stillzeit von der biologischen perspektive her gesehen bis weit in's kindergarten- oder schulalter hinein andauert, habt ihr vermutlich ebenfalls schon gelesen.

aber dass es dann doch irgendwann mal einen punkt gibt, an dem sich der sohnemann nicht mehr (nur) für mamis brüste interessieren sollte, das zeigt harvey, wenn er fragt: "Mum, what's for dinner?"

das mit dem "... und darüber hinaus, solange mutter und kind es wollen" sollte man also nicht übertreiben, sonst kommt der büsten-, äh, stammhalter nie unter die haube. ;-)


guten rutsch, und nehmt euch nicht zu viele gute vorsätze vor. soll ja auch was davon verwirklicht werden...

24.12.07

damit sie auch morgen noch kraftvoll zubeißen können

oft genug hört man von zahnärzten, das stillen würde die zähne des kindes schädigen. besonders nächtliches genuckel sei angeblich für karies verantwortlich und sollte daher vermieden werden.
dass dies falsch ist, wissen wir im grunde ja schon lange, aber es freut uns trotzdem, dass pediatrics kürzlich wieder mal eine studie veröffentlichte, die klar herausarbeitet, dass es keinen zusammenhang zwischen stillen und schlechten zähnen gibt.

zu denken gibt allerdings der aspekt, dass laut untersuchungsergebnis diejenigen kinder, die im lauf des letzten jahres beim zahnarzt waren, mehr karies hatten als die anderen.
daraus die schlussfolgerung zu ziehen, dass zahnärzte karies verursachen, wäre natürlich unsinn. vielmehr leuchtet die begründung ein, dass die kinder mit guten zähnen erst gar nicht zum zahnarzt geschickt werden, und die mit den schlechten zähnen müssen nicht wegen routinekontrollen, sondern gleich zum reparieren hin.


ebenfalls ein dauerbrenner, wenn es um den kindlichen mund geht, ist neben der frage "verursacht stillen karies?" (nein) auch die frage "ist die benutzung eines schnullers gut für zähne und kiefer?" (ebenfalls nein).

hubertus von treuenfels will uns da etwas anderes erzählen, denn er ist dr. med. dent. aus eutin und hat offensichtlich einen werbevertrag mit der firma NUK. der schnullerhersteller preist die zusammenarbeit mit dem zahnarzt in höchsten tönen, und so verheißt der neue NUK genius schnuller sogar eine effektive vorbeugung von zahnfehlstellungen.

herr von treuenfels erblödet sich im werbevideo von NUK zu behaupten, babys würden "auch zwischen den stillmahlzeiten das bedürfnis zu saugen verspüren" und man müsse ihnen deswegen unbedingt den ach so tollen neuen NUK-schnuller geben, damit "der angeborene saugreflex auch zwischen den mahlzeiten in effektives training der kiefermuskulatur umgewandelt wird".

ähm, warum stillt man die kinder dann nicht einfach häufiger? wer legt denn bitte fest, wann eine "stillmahlzeit" beginnt und wann sie endet und wieviele davon es jeden tag gibt? was spricht dagegen, dass das effektive training direkt an der brust stattfindet? einen schnuller als optimale lösung zu bezeichnen ist schon reichlich fragwürdig.

einen weiteren knaller bringt herr von treuenfels im interview mit qualimedic:
"Was halten Sie von verschiedenen Saugergrößen?
Aus meiner Sicht sinnvoll, da gemeinsam mit dem Kiefer auch die Mundhöhle des Babys wächst. Zwar werden hier keine großen Sprünge gemacht, doch die wenigen Millimeter in Höhe, Breite und Länge sind trotzdem eine Veränderung. Während sich beim Stillen die weibliche Brust Babys Mundgröße stetig anpasst, kann beim Füttern mit der Flasche den zunehmenden Raumverhältnissen der Kiefer mit der jeweiligen entsprechenden Saugergröße entsprochen werden."


ach herjee, die brust passt sich stetig der mundgröße des babys an? was ist das denn für ein anatomischer unfug? haben wir dann nach mehreren stilljahren riesige nippel? und schrumpfen die dann wieder, wenn wir noch ein kind kriegen? und was machen bloß die tandemstillmütter? passen sich deren brüste dann bei jedem stillen jeweils dem großen oder kleinen kind an, und das zig mal am tag?

nein, so geht das nicht. es wäre mehr als wünschenswert, wenn NUK aufhören würde, diese plastikprothesen mit der weiblichen brust zu vergleichen. das ist ja furchtbar. dieser vergleich hinkt doch an allen ecken und enden.

unsere brüste haben keine "integrierten Softkanäle entlang des Lutschteils", kein "Ventil", durch das die "Luft aus dem Lutschteil entweichen" kann, und auch keine "zusätzliche Aushöhlung", die "den Raum für die Zunge maximiert", wie uns die produktbroschüre weismachen will.

und nein, unsere brüste sind nicht orthodontisch! orthodontie bedeutet nämlich zahnregulierung bzw. zurechtsetzen der zähne - und was erst gar nicht verbogen wird, muss auch nicht reguliert und wieder zurückgeschoben werden. deshalb ist die aussage "Die orthodontische NUK Saugerform simuliert die Mutterbrust beim Stillen" völliger quatsch.

und auch die behauptung, ein schnuller würde "zahnfehlstellungen effektiv vorbeugen", sollte das unternehmen vielleicht nicht ganz so laut aussprechen. sonst kommen nämlich in ein paar jahren die ersten schadensersatzklagen, wenn die mütter, die diese vollmundigen werbeversprechungen geglaubt und ihren kindern immer schön den tollen genius-schnuller in den mund gestopft haben, die kosten für all die kieferorthopädischen, logopädischen und sonstigen schnullerbedingten gebrechen der kinder von NUK zurückerstattet haben wollen.
inwieweit derartige versprechen werberechtlich sogar als irreführung und falschaussage zu bewerten sind, überlassen wir den juristen.


in diesem sinne: frohes fest!

achja, und wenn ihr euch für die feierlichkeiten schön schick rausbrezelt, dann bleibt makeup-mäßig lieber etwas farbloser und schminkt euch nicht die lippen. davon soll man nämlich brustkrebs kriegen können, heißt es...

18.12.07

federgewicht

wie sieht ein gutes stillmanagement aus bei kindern, die vor der 37. woche geboren wurden und/oder unter 2500 gramm wiegen?
darüber gibt die WHO-publikation "Optimal feeding of low-birth-weight infants" auskunft.

ausführlich wird behandelt, auf welche aspekte bei der ernährung zu achten ist, wie die unterschiedlichen füttermethoden aussehen und wie die unterstützung und überwachung umgesetzt werden sollte.
und wie zu erwarten wird klar betont, dass die versorgung mit muttermilch für die gesundheit und ein gutes gedeihen des kindes von immenser bedeutung ist.

11.12.07

stille, stille, püppchen mein

auch wenn wir uns gedanken darüber machen, welches krude rollenbild diese plastikfrau vermittelt und was für vorstellungen über die weibliche idealfigur da in die köpfe unserer töchter gepflanzt werden...
es gibt kaum ein mädchen, das nicht irgendwann mal eine phase hatte, in der es voller hingabe mit barbiepuppen spielte.

leider durfte barbie bisher nicht mutter werden. die gründe dafür sind inzwischen auch medizinisch erforscht und belegt:

Auch für Dr. Dolores Foth, Gynäkologin am Uniklinikum Köln, ist der Fall klar: Barbie ist zu dünn. Sie würde zu wenig weibliche Geschlechtshormone produzieren, da ihr dazu schlicht ausreichend Fettgewebe fehle. Folge sei das Ausbleiben der Regel und des Eisprungs. De facto wäre sie also unfruchtbar.

nur die rolle der kinderärztin wurde ihr vor einigen jahren zuteil, denn ihre - eigentlich ja ebenfalls zu dünne - freundin midge war schwanger und konnte "happy family" spielen.
stolz verkündete mattel damals:

Midge und ihr Baby: Mit dieser Puppe erhalten Mädchen alles, was sie brauchen, um die Zeit der Erwartung und Fürsorge bis zur Ankunft des kleinen Erdenbürgers zu spielen. Midge trägt ein Umstandskleid und hat einen Bauch, der entfernt wird, damit das Baby geboren werden kann. Nach der Geburt wird das Neugeborene in seine Decke gewickelt und sanft hin und her gewiegt. Es hat ein Fläschchen und einen Flaschenwärmer und kann mit einem kleinen Teddybären ins Bettchen gelegt werden. Es können auch Babys Windeln auf einem Tisch gewechselt werden, der sich ebenso in eine Wiege verwandeln lässt.

wer wundert sich angesichts solcher geburtsszenarien (bauch entfernen!) noch über die steigende zahl an wunschkaiserschnitten? und dass eine flasche und ein flaschenwärmer im spielset der glücklichen familie mit enthalten sind, überrascht uns irgendwie auch nicht wirklich.
zu gerne hätten wir in midges kleiderschrank ein paar still-BHs gesehen, aber auf solche accessoires werden wir wohl noch lange warten müssen.

ach, liebe mattel-spielzeugentwickler, erhört unser flehen:
wir würden zu gerne auch mal guten gewissens eine barbie zu weihnachten verschenken. und wir würden auch all unsere bedenken von wegen rollenbild und magersucht über bord werfen, wenn man nur mit diesem püppchen familiensituationen nachspielen könnte, die aus unserem leben gegriffen sind.

bittebitte, macht doch mal eine stillende barbie.
dann würden sogar wir ein fröhliches liedlein anstimmen und beglückt mitspielen. und wir kaufen dann auch all das zubehör, versprochen! zu jedem kleid der passende still-BH, das farblich darauf abgestimmte tragetuch... ja, das wäre fein.

6.12.07

ruchlos tuchlos

es ist mal wieder nikolaustag, die rausgestellten stiefel sind prall gefüllt mit apfel, nuss und mandelkern (jaja, und ein klein wenig schoki), und das aufgeklärte kind von heute kennt natürlich den unterschied zwischen dem heiligen sankt nikolaus und dem von coca cola in die welt gesetzten weihnachtsmann.

lassen wir nun einmal die traumatisierende rute von knecht ruprecht beiseite (denn wir haben alle ja nur gaaaaanz liebe, brave kinderlein), so ist die augenfälligste differenz zwischen diesen beiden gabenbringern ihre kopfbedeckung.
der bischof aus myra trägt nämlich keine rot-weiße mütze, so wie sein werbewirksames US-pendant, dessen anblick uns derzeit an jeder ecke daran erinnert, dass wir uns mitten in der "besinnlichen" jahreszeit befinden und deswegen in umso hektischeren geschenkekaufrausch verfallen sollen.

wer sich auch in bezug auf andere religionen und deren umgang mit der frage der kopfbedeckung ein bisschen weiterbilden möchte, dem empfehlen wir einen feinen artikel aus der taz.
unter dem titel "Muttermilch als frommer Ausweg" erhält man dort auskunft darüber, wie der islam mit dem verhältnis von stillen und kopftuch umgeht. interessante einblicke in eine andere kultur und ihre dann doch leicht grotesk und irgendwie nicht unbedingt praktikabel wirkende auffassung vom "symbolischen stillakt".

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